Feierlichkeiten zum 75-jährigen Gründungsjubiläum der Gruppe 47

Am 11. September 2022 wird an das erste Treffen der Gruppe 47 erinnert

Historischer Schauplatz des ersten Treffens war das idyllisch gelegene "Seegut Bannwaldsee" und angeregt hatte es seinerzeit dessen Besitzerin: Ilse Schneider- Lengyel (1903-1972). 
Auf Initiative und Einladung der Fotografin, Kunsthistorikerin, Ethnologin und Dichterin sowie des Schriftstellers Hans Werner Richter kamen vom 6. bis 7. September 1947 insgesamt 17 Personen zur Redaktionskonferenz für eine geplante literarische Zeitschrift in Schwangau zusammen.
Die Tagung gilt bis heute als „Geburt“ der Gruppe 47, die den Literaturbetrieb in der Bundesrepublik Deutschland für zwei Jahrzehnte maßgeblich geprägt hat.


Wer war Ilse Schneider-Lengyel?

Sie gehört zu den bedeutenden, bislang aber eher unbekannten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts, die sich im Bereich der Kunstfotografie und der Künstlerischen Fotografie zu behaupten wussten. Als sich selbst so bezeichnende „Lichtbildnerin“ vermochte sie, vor allem Werke der Bildhauerkunst in ein verlebendigendes Licht zu rücken. 1933 mussten Ilse Schneider-Lengyel und ihr jüdischer Ehemann emigrieren; ab 1935 lebte und arbeitete das Künstlerpaar in Vanves bei Paris. Ilse Schneider-Lengyel unterhielt dort ein Fotostudio und publizierte regelmäßig bei internationalen Kunstbuchverlagen. 1946 kehrte sie nach Deutschland zurück. Mit zeitlichen Unterbrechungen wirkte sie fortan als Fotografin, Journalistin und Schriftstellerin am Bannwaldsee. 
In Schwangau und Umgebung erinnern sich noch viele Menschen an die ungewöhnliche Frau, die zu Unrecht und in Unkenntnis ihres Lebens und ihrer Arbeit als "Hexe vom Bannwaldsee" bezeichnet wurde. Ihr extravagantes, unkonventionelles Äußeres, vor allem aber ihre regelmäßigen Motorradfahrten durch Schwangau, riefen großes Staunen hervor. 

Die „september-phase 2017"

Mit der Wanderausstellung „Ich bin als Rebell geboren“ in 2017 nebst Katalog und einem Rahmenprogramm spürte das Kulturfestival in Lesungen, Gesprächen, Vorträgen, Filmen und einem Symposium dem Leben und Werk der außergewöhnlichen Künstlerin nach. Die Kuratierung übernahm das Frankfurter Kulturbüro Drummer und Arns Historiker GbR.
Die „september-phase“ wurde durch den Kulturfonds Bayern sowie den Bezirk Schwaben gefördert und stand unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

DER REBELLENAHN

Ich bin als Rebell
Geboren

Zu klein die Welt
Mich zu verlieren
Bin ich da!

Und wenn ich so
Verflucht
Von einer Kuppel hänge

Zeigt mich
Als elenden
Rebellen an.

Ich dränge mich
Und koste alles aus
Es ist Rebellenlohn

Dass ich verscharrt
Unwillig, durstig
Unbesänftigt ende.

...
(Bayerische Staatsbibliothek München/Ana 372, Ilse Schneider-Lengyel, Mappe "Bannwaldsee 1944")