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Dirndl oder Tracht, ein himmelweiter Unterschied
Das Dirndl ist ein Kleidungsstück für den täglichen Gebrauch, die Tracht allerdings nicht.
Mit viel Freude und Traditionsbewusstsein tragen die Schwangauer Frauen und Männer ihre Tracht an kirchlichen Festtagen wie Ostern, Pfingsten, Fronleichnam, Colomansfest oder an Gaufesten und Trachtenumzügen.
Bei den Frauen ist es der graue Rock, schwarzes Mieder, Geschnür mit Silbertalern und weißer Dirndlbluse. Dazu eine grüne, Schürze und das weiße Schultertuch welches mit Fransen und Blumen verziert ist. Der grüne Hut mit Flaum und ins Dekoltee gehören rote Blumen. Als Schmuck die sog. Kropfkette, Ohrringe und die Haarnadeln.
Bei den Herren ist es die kurze Lederhose mit grüner Stickerei, bestickte Hosenträger, weißes Trachtenhemd, oft mit den Initialen des Trägers. Grüne Weste, grüne Joppe und blaue Krawatte. Den Hut schmückt selbstverständlich ein Gamsbart (der in der Fastenzeit nicht am Hut getragen werden darf). Von Hand kunstvoll gestrickte grauen Trachten-Kniestrümpfe und schwarzen Haferlschuhe.
Seit 1909 kümmert sich mit großem Engagement der Gebirgstrachten- und Heimatverein D`Schwanstoaner um den Erhalt der Tracht.

Die historische Schwangauer Tracht
Das historische Schwangauer G`wand wurde 1985 von Josefine Sauerwein, verstorben 2005, durch intensive Forschung wieder entdeckt. An Hand von Votivtafeln aus dem 17. + 18. Jahrhundert aus der Colomanskirche in Schwangau und alte Vorlagen und Fotos aus der Region konnte die Tracht erneuert werden.
Die Frauen tragen das Kircheng`wand (Schalk mit Otterhaube), Tanzlg´wand (Mieder, weiße Leinenbluse mit Florentiner Hut) und Untermieder (schwarzes Mieder mit Seidenbluse dazu wiederum die Otterhaube).
Die Männertracht besteht aus blauem Gehrock, orange Samtweste und Stopselhut mit Quaste.
Die Frauen und Männer tragen das G´wand an kirchlichen Festtagen (Ostern, Pfingsten, Fronleichnam usw.), Gaufeste und Historische Trachtenumzüge und werden von der Vereinigung der Historischen Trachten aus Altbayern zu Festlichkeiten gerne eingeladen.
Bloß nicht stehlen lassen!
Etwa alle fünf Jahre wird in Schwangau am 1. Mai ein Maibaum aufgestellt (zuletzt 2019).
Der Baum ist am Tag der Aufstellung mit einem Kranz um den Stamm verziert. Er ist mit den Zunftzeichen örtlicher Handwerker geschmückt.
Mit Pferdefuhrwerk, begleitet vom Festzug des Trachtenvereins und der Musikkapelle wird der Baum am Vormittag zum Aufstellungsort gebracht (Biergarten Milchhäusle)
Gemeinschaftsinn ist insbesondere bei der Aufstellung des Baumes von größter Wichtigkeit. Die kräftigen Männer des Trachtenvereins müssen mit reiner Muskelkraft den 30 Meter langen Baum in einen senkrechten Stand bringen. Dabei darf unter keinen Umständen technisches Hilfsmittel herangezogen werden(außer zur Sicherung). Das Aufstellen erfolgt mit jeweils zwei Stangen, die von den Männern gegen den Baum gedrückt werden. Es vergehen durchaus zwei Stunden bis der Baum ordentlich steht.
Natürlich gehört zum Maibaumaufstellen auch der Brauch des Maibaumstehlens.
In der Nacht, bevor der Maibaum aufgestellt wird, müssen die Burschen auf Zack sein. Denn so, wie es der Brauch will, versuchen andere Vereine aus den Nachbardörfern, den Baum zu stehlen. Wenn dies passiert, ist es nicht gerade billig, seinen Baum wieder zurückzubekommen, denn er muss ausgelöst werden. Dies geschieht natürlich mit viel Bier und einer anständigen Brotzeit.

Alpenländisches Mariensingen in der barocken Wallfahrtskirche St. Coloman
Immer am Mittwoch vor Christi Himmelfahrt findet das traditionelle Mariensingen zu Ehren der Mutter Gottes in Schwangau statt.
Das Mariensingen hat in Schwangau einen besonderen Stellenwert. Seit nunmehr 40 Jahren begeistert die zarte, berührende Musik die Zuhörer und Gäste. Das barocke Ambiente der Wallfahrtskirche gibt der Veranstaltung den perfekten Rahmen, um der Gottesmutter zu gedenken und sie zu ehren.
„Es geht uns um die Ehrung der heiligen Maria“, erzählt der musikalische Leiter des Mariensingens, Alex Sauerwein. Ihm liegt die Veranstaltung sehr am Herzen, weshalb er jedes Jahr mit viel Bedacht die verschiedenen Gruppen auswählt. Die Schwangauer Geigenmusik verzaubert die Zuhörer mit klassischen Klängen. Alex Sauerwein selbst wird ein paar Stücke zum Besten geben, gemeinsam mit Johannes Hitzelberger. Das Gitarrenduo tritt seit vielen Jahren zusammen auf. Ihr großes Engagement und Wissen über die bayerische, traditionelle Musik brachte den beiden 2006 sogar eine Auszeichnung für „besondere Verdienste um den Erhalt und die Pflege der Bayerischen Volksmusik“ ein. Jährlich wechselnde Volksmusikgruppen komplettieren den musikalischen Rahmen. Sprecher ist Manfred Karlinger.

Wurmfeiertag am 26. Mai
Ein besonderer Feiertag in der Gemeinde Schwangau bzw. Pfarrei Waltenhofen, ist der "Wurmfeiertag" am 26. Mai.
Dieser Feiertag ist ein Gelöbnistag aus dem Jahre 1830 und geht auf eine große Engerlingsplage zurück. Diese im Erdreich lebenden Raupen, die Larven der Maikäfer, traten damals in Massen auf und zerstörten die Ernte. So beschlossen die damaligen Gemeindemitglieder, diesem schlimmen Übel mit einer Bittprozession entgegenzuwirken und baten Gott um Befreiung von diesem großen Unheil. Dafür gelobte die Pfarrgemeinde, den 26. Mai wie einen Festtag zu feiern.
Am Morgen des Wurmfeiertages, findet ein Bittgang ab 08.30 Uhr von der Pfarrkirche Waltenhofen zur Wallfahrtskirche St. Coloman statt. Die Prozession mit dem Segen an mehreren Stationen, führt am nördlichen Ortsrand entlang, bis zur Wallfahrtskirche St. Coloman.
Bergfeuer zu Ehren König Ludwig II.
Bei seinem Schlossbau von Neuschwanstein stellte König Ludwig II. die Bevölkerung Schwangaus in Lohn und Brot.
Mehr aber wiegt, dass der König zu den hiesigen Bewohnern eine besondere Zuneigung erkennen ließ. Kein Wunder also, dass König Ludwig II. – bis heute – in Schwangau hohe Achtung und Verehrung genießt. Das verleiht dem königlichen Gedenken eine besondere Bedeutung.
So entzünden jedes Jahr zum Todestag des Königs, am 13. Juni, Schwangauer Königsfreunde am Vorabend bei trockenem Wetter ein leuchtendes Bergfeuer. Ein loderndes Kreuz in der Felswand am Branderschrofen, oberhalb der Bergstation der Tegelbergbahn.
Am Todestag, den 13. Juni, findet in St. Coloman, der Lieblingskirche des Monarchen, um 19 Uhr ein Gedenkgottesdienst statt.
Maria Himmelfahrt - Frauentag
An Maria Himmelfahrt, dem 15. August, werden von den Schwangauer Trachtenfrauen verschiedene Heil- und Gartenkräuter gesammelt und zusammengebunden, um sie im Gottesdienst segnen zu lassen, denn als man nach Marias Tod ihr Grab betrat, soll es nach Kräuter geduftet haben.
Die gesegneten Kräuter sollen als Tee eine besondere Heilwirkung haben. Mischt man die Kräuter dem Viehfutter unter, sollen sie es gesund und kräftig halten. Unter das Kopfkissen gelegt, sollen sie das Eheglück erhalten. Warf man sie ins Feuer, sollte laut Volksglauben Blitz und Donnerwetter vom Haus ferngehalten werden.
Nach Maria Himmelfahrt sollten die Kräuter für 30 Tage lang ganz besonders wirksam sein, so dass in dieser Zeit die Haupterntezeit lag.
Der Kräuterbuschen wird jedes Jahr durch einen frischen erneuert, der Alte wird jedoch nicht weggeworfen, sondern ein Teil über den Garten oder die Felder verteilt, des Rest wird im Feuer verbrannt, oder zum Räuchern genommen.
Volkstanz, Heimatabend und Sommerfeste
Echtes Allgäuer Brauchtum wird in Schwangau groß geschrieben. Für Gäste im Allgäu- Urlaub ist es immer wieder spannend, in diese Welt einzutauchen. So bietet der Trachtenverein mit seinen verschiedenen Gruppen über die Sommermonate regelmäßig Heimatabende an. Bei den Heimatabenden wird gelebte Tradition in ihrer ursprünglichen Form gezeigt: Volksmusik, Schuhplattler und Volkstänze begeistern immer wieder auf`s Neue. Eine große Freude sind bei diesen Abenden natürlich die Kindergruppen, denn in Schwangau wird den Kindern die dörfliche Tradition quasi schon in die Wiege gelegt. So kommen Urlaubsgäste und Einheimische ganz ungezwungen in Kontakt. Beim jährlichen Sommerfest des Trachtenvereins am Schlossbrauhaus wird die Geselligkeit bei schönem Wetter zusätzlich mit der traumhaften Kulisse der Berge und Schlösser belohnt.

Alpenländisches Adventsingen
Immer am Samstag vor dem 1. Advent findet am Nachmittag um 16.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Maria und Florian in Schwangau-Waltenhofen das Alpenländische Adventsingen statt.
Die Leitung des Adventsingens oblag jahrelang Fini Sauerwein. Mittlerweile führt ihr Sohn, Alexander Sauerwein, in ihrem Sinne die Traditionsveranstaltung weiter. Traditionell seit 1975 treffen sich jedes Jahr zur Adventszeit Liebhaber der volkstümlichen Stubenmusik in Schwangau. Die geladenen Musikanten reisen für die Veranstaltung aus dem ganzen Alpengebiet Oberallgäu, Schwaben, Oberbayern und Tirol an. Die musizierten Stücke und Texte haben dabei lange Tradition. In den 20er Jahren wurden sie von Pauli Kiem, Prof. Kurt Huber, Anette Thoma u.a aufgeschrieben, gesammelt und von Generation zu Generation bis heute überliefert.
Gespielt werden überwiegend Saiteninstrumente wie Hackbrett, Zither, Gitarre, Harfe, Geige und Blasinstrumente. Unter Mitwirkung von dem Erzähler Helmut Schmidbauer, dem Gitarrenduo Hitzelberger/Sauerwein, der Schwangauer Geigenmusik, den Schwangauer Bläsern, verschiedene andere Gruppen, sowie den Schwangauer Hirtenbuben erwartet die Besucher jedes Jahr ein Stück verlorengeglaubte Heimat sowie melodische Besinnung zur Weihnachtszeit. Für viele ein willkommener Ausgleich für den Stress und die Hetze des Alltags.
Funkenfeuer
Am 1. Fastensonntag, der Sonntag nach Aschermittwoch sieht man in Schwangau die Funken brennen. Hell lodernde, hohe Scheiterhaufen setzen Lichter in die Dunkelheit. Diese riesigen Feuer sind ein uralter Brauch aus dem Alemannischen.
Alle Funken zeigen den Menschen das Ende des Winters an. Als grimmiges Winter-Symbol ragt aus jedem Scheiterhaufen eine ausgestopfte, lebensgroße Hexe auf einer langen Holzstange heraus. Dieses Symbol für den bösen kalten Winter wird den Flammen geopfert. Verbunden damit sind Fürbitten um eine günstige Witterung für das kommende Jahr.
Um einen guten Funken zu bauen braucht es eine gewisse Technik. Die jungen Burschen vom „Verein der traditionsbewußten Jugend“ aus Schwangau übernehmen jedes Jahr diese Aufgabe. Zuerst muß die lange Stange mit der Hex stehen, dann wird im Sechseck das Holz gestapelt und der Turm mit Holzresten gefüllt. Denn brennen soll es ja ordentlich. In Schwangau sind die jungen Männer die ganze Woche damit beschäftigt, das Holz zu sammeln und bei den Schwangauern um Brennmaterial zu bitten.
Der Funken für Schwangau brennt nahe der Tegelbergstraße, etwa in Höhe von St. Coloman. Das Funkenfeuer des Ortsteils Brunnen leuchtet zur gleichen Zeit wie das Schwanguer Feuer vom "Langen Berg", der zwischen Brunnen und Waltenhofen liegt.
Natürlich kommt hier die Geselligkeit nicht zu kurz. Mit Glühwein, Funkenküchle, Bratwurst und so manchem Schnäpsle wird das Ende des Winters gefeiert. Manchmal wird auch um eine kleine Spende für die Funkenbauer gebeten.