St. Coloman im freien Felde bei Schwangau

Der hl. Coloman war um die Jahrtausendwende ein irischer Pilger. Nach örtlicher Überlieferung soll er auf seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem auch an der Stelle, wo jetzt die Schwangauer Colomans-Kirche steht, gerastet haben.

In der Stockerau vor Wien, wurde er wegen seiner fremdländischen Kleidung und Sprache für einen Spion gehalten und im Jahre 1012 gemartert und aufgehängt. Nachdem sich mehrere Wunder ereignet hatten, wurde sein Leichnam am 13. Oktober 1014 durch Bischof Megingaud "erhoben" (was nach damaligem Kirchenbrauch so viel wie eine Heiligsprechung bedeutete - canonisatio aequipollens) und nach Melk an der Donau übergeführt.

Der hl. Coloman wird vor allem als Schutzpatron bei Krankheiten von Mensch und Vieh verehrt.

Wann bei Schwangau die erste kleine Colomans-Kapelle erbaut wurde, ist unbekannt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts ist die gotische Kapelle wohl erweitert, wenn nicht gar neu erbaut worden; denn am 8. August 1495 gab ihr Weihbischof Johann von Augsburg die kirchliche Weihe. Wie bedeutend der Colomans-Festtag (13. Oktober) inzwischen geworden war, geht auch daraus hervor, daß Kaiser Karl V. den damaligen Inhabern der Herrschaft Hohenschwangau, Hans Georg und David von Paumgarten, am 5. Februar 1552 urkundlich erlaubte, jährlich am Colomans-Tag einen Markt in Schwangau abzuhalten.

Als 1633/34 die Pest fast das ganze Dorf entvölkerte, wurden die (wahrscheinlich mehr als 300) Toten bei der St. Colomans-Kapelle bestattet. Nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm die Wallfahrt zum hl. Coloman so zu, daß abermals eine Kirchenerweiterung nötig wurde. Pfarrer Johann Lieb von Waltenhofen (1664-84) ließ Pläne fertigen und bat 1672 die Churfürstliche Regierung zu München um Baugenehmigung mit dem Hinweis, daß infolge reichlicher Opfer der Wallfahrer aus dem In- und Ausland bereits 10 000 Gulden Kapital vorhanden seien.

Erweiterung und Renovierung

Das neue Langhaus war 1678 vollendet. Der ehemals gotische Altarraum war nun zur Sakristei geworden, das frühere Schiff zum neuen Chor (die heutigen Chorstufen entsprechen dem Eingangstor der gotischen Vorgängerkapelle). 1682 folgte die Erbauung des Turms samt Zwiebelhaube, 1684 die Mauer rings um den Pestfriedhof .Weihbischof Eustach Egolf von Westernach aus Augsburg weihte am Vormittag des 9. Mai 1685 die neue Kirche und firmte dabei 676 Personen

Ungefähr von 1718 bis 1809 war an die Friedhofsmauer eine Klause angebaut, in der ein Eremit als Hüter des Gotteshauses wohnte. Da das Fassungsvermögen der neuen Kirche wieder nicht reichte, wurde 1711 ein Chorgestühl aufgestellt, 1714 ein Vorzeichen angebaut und 1730 eine Empore eingezogen. Die 1825 von Josef Pröbstl aus Füssen in die Pfarrkirche Waltenhofen gelieferte Orgel wurde 1855 nach St. Coloman umgesetzt.

Die neue Barockkirche bewahrt noch viele Erinnerungen an ihre gotische Vorgängerin. Das Monstranzl auf dem rechten Seitenaltar enthält eine Reliquie des hl. Coloman, die der Abt von Melk 1720 hierher gestiftet hat. 

In der Gesamterscheinung bietet St. Coloman das unverfälschte Bild einer Wallfahrtskirche aus den ersten Jahrzehnten des bayerischen Barocks. Ihre stilrein erhaltene Einrichtung und Ausstattung von Wessobrunner und einheimischen Künstlern machen neben ihrer Lage am Fuße der Schwangauer Berge den besonderen Reiz dieser Kirche aus. Jährlich am Sonntag vor dem 13. Oktober finden hier Festgottesdienst, Segnung der Pferde und anschließender Umritt statt.

Letzte Außenrenovierung 2011/2012